Unser diesjähriges Bundeslager entführte uns in diesem Jahr für zwölf Tage in die Zeit der Bauernkriege. Als „Jäger zu Weinsberg“ stand unser Stamm dabei im Kampf um Macht und Einfluss auf Seiten der Bürger. Doch bevor wir ins Jahr 1525 aufbrechen konnten, stand zunächst eine Reise ins entfernte Schwabenland zu unserem Lagerplatz an. Dieser lag direkt an einem Badesee im Nördlinger Ries, was sich aufgrund des überraschenderweise noch einmal zurückgekehrten Sommers noch als großer Vorteil erweisen sollte.

Los ging es am frühen Mittwoch Morgen im Pfarrgarten in Stadtoldendorf, nachdem alle acht Pfadfinder nebst Gepäck und Lagerhund im Bus verstaut waren. Als wir nachmittags schließlich den Lagerplatz erreichten, mussten zunächst noch die Schlafzelte aufgebaut werden und nach der Abendandacht waren alle froh, endlich in ihren Schlafsäcken zu liegen.

Am nächsten Morgen stand nach der feierlichen Lagereröffnung der Baumeistertag auf dem Programm, bei dem ein Sitzkreis für das Unterlager der Bürger gebaut wurde und wir auch die Möglichkeit hatten unsere Gemeinschaftsjurte mit integriertem Turm fertigzustellen, von dem man einen atemberaubenden Blick über den gesamten Lagerplatz hatte.

Am Gildentag bestand dann die Möglichkeit sich handwerklich beim Herstellen von Fackeln, Pech, Kerzen, Seife und vielem mehr zu versuchen. Am Abend fanden im Stammeskreis zunächst vier Jungpfadfinderaufnahmen der Sippe Turmfalken statt, bevor gegen Mitternacht unser langjähriger ehemaliger Stammesführer Torsten Maiwald in einer Feierstunde in den Stand des Kreuzpfadfinders aufgenommen wurde.

Am nächsten Tag fand das Stadtspiel im nahe gelegenen mittelalterlichen Nördlingen mit seiner noch vollständig erhaltenen Stadtmauer statt. Hierbei erfuhren wir vieles über die Geschichte  Nördlingens und die Entstehung des Nördlinger Rieses durch einen Meteoriteneinschlag vor 15 Millionen Jahren und auch die ersten Informationen zu den Bauernkriegen durften natürlich nicht fehlen.

Der folgende Tag begann mit einem großen Gottesdienst in unserer Lagerkathedrale, in der alle 1600 Lagerteilnehmer Platz fanden. Anschließend brachen wir dann zusammen mit Pfadfindern vom Stamm Wilhelm Herrmann aus Hellenthal in der Eifel (www.ekir.de/hellenthal) zu einem dreitägigen Hajk auf. Dabei wurden wir per Bus in einem kleinen Dorf in der Nähe Nördlingens ausgesetzt, von wo aus wir unseren Weg zurück zum Lagerplatz finden mussten. Nach einem kurzen Besuch bei der christlichen Glaubensgemeinschaft „Zwölf Stämme“ in Klosterzimmern fanden wir am Abend schließlich einen schönen Lagerplatz in der Nähe eines alten, verfallenen Bauernhofs. Nach dem Aufbau der Zelte musste unter heldenhaftem Einsatz noch ein verlorenes Fahrtenmesser aus der Kanalisation gerettet werden, bevor es zur Stärkung schwäbische Kässpätzle und eine erholsame Nacht gab. Am nächsten Morgen machten wir uns dann wieder gut erholt Richtung Lagerplatz auf. Die Sonne meinte es dabei mitunter fast zu gut mit uns, so dass wir eine längere Mittagspause im Schatten einiger Bäume einlegten, bevor dann gegen Abend ein leichter Gewitterschauer endlich für etwas Abkühlung sorgte. Die letzte Nacht durften wir dann freundlicherweise im Keller eines diesmal nicht leer stehenden Bauernhofs verbringen, der jedoch bereits bei unserer Ankunft recht gut mit anderen Pfadfindern gefüllt war. Da jedoch niemand in unserer Gruppe unter Platzangst litt, erreichten wir am nächsten Tag wieder unversehrt unseren Lagerplatz, der sich in der Zwischenzeit in die mittelalterliche Stadt Weinsberg verwandelt hatte und damit den Beginn der Spielidee einläutete. Nun erlebten wir auf Seiten der Bürger die Geschichte des Bauernkriegs hautnah mit, welche uns auch von bekannten Persönlichkeiten wie  Thomas Müntzer, Tetzel und Florian Geyer in verschiedenen Spielszenen näher gebracht wurde, wobei natürlich auch der Anschlag der 95 Thesen durch Martin Luther nicht fehlen durfte.

Der Markttag bot allen Bewohnern die Möglichkeit ihre Waren und Dienstleistungen feilzubieten und noch einmal einen friedlichen Tag zu verbringen, bevor die Weinsberger Bluttat dann Bauern und Stadtbewohner gegeneinander aufbrachte. Am letzten Tag kam es schließlich bei einem großen Geländespiel im nahe gelegenen Wald zur finalem Entscheidungsschlacht. Glücklicherweise kam unser Bauernkrieg dabei ohne jegliches Blutvergießen aus und am Ende verständigten sich Adel, Klerus, Bürger und Bauern auf ein friedlicher Zusammenleben, welches dann auch gleich mit einem großen Fest gefeiert wurde.

Am nächsten Tag musste man dann nach der gemeinsamen Abschlussrunde leider schon wieder auseinander gehen und sich vom Mittelalter und neuen Bekannten verabschieden. Aber auf dem nächsten Bundeslager in vier Jahren wird man sicher viele wiedersehen und sich auch dann noch gerne an die Zeit der Bauernkriege zurück erinnern.

von Mathias Begoin